Standpunkte

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Warum eigentlich Freie Träger in der Jugendhilfe / Wohlfahrtspflege?

Diese Frage stellt sich verantwortlich Handelnden immer wieder.

Hier drei Antworten:

  1. Weil Subsidiarität wesentliches Merkmal einer demokratischen Gesellschaft ist.
    In (nicht nur) der deutschen Tradition ist am Menschen helfendes Handeln in sakraler Verantwortung (Caritas, Diakonie, Judentum) gewesen. Seit der Industrialisierung (Gründerjahre) konnte das kirchliche Gemeinwesen nicht mehr alle Probleme aus eigener Kraft (Kollekte) bewältigen und der Staat bzw. die Städte und Dorfgemeinden kamen stärker in die Pflicht zu helfen.

    Mit Entstehung der Arbeiterbewegung und demokratischer Parteistrukturen sowie freiem bürgerlichen Handeln übernahmen andere gesellschaftliche Gruppen soziale Verantwortung (Paritätischer, Arbeiterwohlfahrt, Deutsches Rotes Kreuz).
    Mit dem Entstehen nationalsozialistischer und kommunistischer Staaten, welche alle Macht diktatorisch an sich nahmen und auch die Jugendhilfe und vor allem Bildung und Jugendarbeit verstaatlichten, wurde das Subsidiaritätsprinzip aus kirchlicher und liberaler Tradition neu formuliert.

    Die Grundgedanken dabei waren: 
        – Menschen sollen erst dann (staatliche) Hilfe erhalten, wenn sie aus eigener Initiative und mit eigenen Kräften sich nicht mehr selbst Hilfe leisten können (kirchliche Tradition) 
        – der Staat soll nur dort tätig werden, wo kleinere Einheiten nicht eigenverantwortlich handeln können/ überfordert sind (liberale Tradition)

    In diesem Sinne ist das föderale System in Deutschland organisiert (sind die Gesetze ausgerichtet), in diesem Sinne wird Europa gebaut.

  2. Weil Konzeptvielfalt den Ansprüchen der Gemeinschaft gerecht wird.
    Die soziale Gemeinschaft besteht immer aus verschiedenen Interessengruppen. Diese haben die Möglichkeit nach jeweils eigenen Vorstellungen soziales Handeln zu organisieren. Damit werden vielfältige Aktivitäten organisiert. Die Initiative der selbstständig im Arbeitsfeld handelnden kleinen Einheiten ist jeweils näher an den Interessen der jeweiligen Gruppe angesiedelt, als es staatliche Organisationen je organisieren könnten.
     
  3. Weil Initiativen, Vereine und Verbände mehr aus dem Geld machen können.
    Das System zur Finanzierung von Wohlfahrtsleistungen ist auf die Unterstützung der kleinen Einheiten organisiert (Förderprogramme, Stiftungen). Wesentlicher Maßstab ist oft der Grad der Eigenleistung/ der Ehrenamtlichkeit. Damit ist das Ziel der Förderung im Wesentlichen eben auch die Aktivierung der Menschen im Gemeinwesen. Und dieses Anliegen ist ureigenster Bestandteil der Handlungsmotivation von Initiativen, Vereinen und Verbänden.

Es geht also nicht darum junge Menschen nach gleichem Muster zu erziehen oder zu lehren, sondern um die Schulung des Freien Willens, die Schaffung von Toleranz und Vielfalt.

Behalten Sie Ihren Freien Willen, er macht Sie stark!

Jörn Meyer